Das Wuseln geht in die nächste Runde | Foundation angespielt
Jaja,.. Early Access Titel haben heutzutage einen schweren Stand, bzw. allein die Bezeichnung hat heute bei vielen schon einen bitteren Beigeschmack. Während das für die Flut der meisten Early Access Titel tatsächlich nicht gänzlich unbegründet ist, darf man ja diejenigen Spiele nicht vergessen, die hoffentlich doch keine Mogelpackung sind und nicht nur Potenzial haben, sondern auch realistische Chancen auf eine Fertigstellung haben. Ein solches Spiel ist (zumindest hoffe ich das) Foundation. Dieses ist seit kurzem auf Steam erhältlich für knapp 30€ und erfreut sich guter Reviews und einer großen öffentlichen Aufmerksamkeit dank einiger Lets Player wie u.A. Gronkh.
Gemütliches Häuslebaue
Foundation ist ein knuddeliges, gemütliches und zeitintensives Aufbauspiel auf wie Modellbahnwelten aussehenden Karten. Man startet das Spiel mit 8 Bewohnern, denen man zuallertst einmal eine Holzfällerhütte, einen Steinbruch und eine Beerensammlerkate hinbaut. Mindestens einen der knuffig gestalteten Bürger muss man als Bauarbeiter deklarieren, ansonsten passiert erstmal gar nix 😉 Was einem sofort auffallen wird, sind die soeben entstandenen Sandwege zu den Baustellen. Je häufiger die Bürger über einen bestimmten Pfad laufen, umso kahler wird der Grasbewuchs. Und so entstehen zügig die ersten Wegenetze. Die Wuselbürger benutzen indes eben auch bevorzugt die bereits vorhandenen Wege. Wenn die ersten Produktionsstätten fertig sind, weist uns das Spiel an, einen Markt zu bauen, auf dem wir frei verschiedene Marktstände platzieren können. Damit hätten wir ein weiteres interessantes Feature von Foundation kennengelernt: Manche Gebäude (die sogenannten Monumente) können modular aus verschiedenen Bausteinen zusammengesetzt werden. Wir bauen dort z.B. Lebensmittelstände für jeweils Beeren, Brot und Fisch, damit unsere Bürger dort Ihre Lebensmittel einkaufen können. Das Geld fließt in die Staatskasse. Die Größe der Monumente bestimmt dann wiederum über Produktivität/Nutzen/Einfluss, aber eben auch die Bau- und Unterhaltungskosten.
- Steinbruch & Holzfällerhütte
- Die Beerensammler liefern die Nahrung
- Der Markt kann beliebig erweitert werden
Gut Ding will Weile haben
Das trifft besonders auf Foundation zu. Das Spiel kann geradezu betäubend gemächlich sein. Alle Gebäude müssen zunächst mühsam erbaut werden, die Rohstoffe von einem Arbeiter aufgesammelt und schließlich transportiert werden. Denn die Ressourcen werden nicht einem imaginären Lager gutgeschrieben, sondern verweilen bis zur Benutzung an dem Ort, wie sie abgebaut wurden. Das gilt natürlich auch für alle anderen produzierten Waren. Wenn unsere Stadt langsam wächst, müssen wir Wohnflächen für die Bürger schaffen. Die Wohnhäuser baut/setzt man dabei allerdings nicht händisch, sondern gibt nur einen ungefähren Baubereich vor. Innerhalb diesem bauen die Bürger wild und durcheinander ihre Häuser. Was nach einiger Zeit zu einem sehr glaubhaftem und sehr ansehnlichem Resultat führt. Die Häuser stehen kreuz und quer, niemand hat ein Lineal an einen Straßenblock gelegt. Das so entstandene Dächermeer sieht einfach echt und nicht so rechteckig aus wie in anderen Spielen, in denen Gebäude nur um 90° gedreht werden können.
Wenn unsere Siedlung attraktiv genug ist, kommen im regelmäßigen Abstand immer zwei neue Bürger als Immigranten dazu. So wächst die Siedlung langsam (im wahrsten Sinne des Wortes) an. Während das am Anfang noch kein Problem ist, da zwei neue Bürger prozentual einen riesigen Zuwachs bedeuten, wird es gerade im fortgeschrittenen Spielstand sehr lästig auf die nächsten Migranten zu warten. Denn Fortpflanzung gibt es nicht, und die Anzahl der Migranten ist leider immer auf zwei beschränkt. Dadurch fehlen nach einigen Stunden viele Bürger, um alle Arbeitsplätze zu besetzen.
- Die Häuser ordnen sich sehr glaubhaft um den Marktplatz an
- Auf dieser Strand-Karte ist es praktisch, früh die Fischerhütten freizuschalten
- Auch die Anhöhen um die Stadt werden nutzbar gemacht
Kritik & Ausblick
Generell ist vieles noch sehr unfertig. Stellenweise fehlen Bezeichnungen für gewisse Güter oder Nachbarstädte. Einige Bürger bekommen nur eine Nummer anstelle eines Namens. Alle Schaltflächen, Menüs und Informationsfenster sind bisweilen noch sehr unübersichtlich, hässlich und absolut noch nich auf Nutzerfreundlichkeit optimiert. Am allermeisten habe ich eine Auslastungs-Anzeige in Prozent bei den Wirtschaftsbetrieben vermisst, um besser analysieren zu können, ob unsere Produktion schon auf voller Leistung läuft oder ob noch Luft nach oben ist. Tatsächlich ist die Wirtschaft nach etwa 12 Spielstunden kaum noch nachvollziehbar (Wo landet was? Warum produziere ich nicht genug Güter von Sorte X? Ist der Transport das Problem?). Das Spiel gibt einem bis auf die sichtbaren negativen Auswirkungen kaum Antworten auf diese Fragen. Im aktuellen Zustand des Spiels, muss man leider selbst überall ein bisschen genauer hinsehen und Mikro-Analyse betreiben. All das ist aber durchaus verschmerzbar. Die interessanten und erfrischenden Spielmechaniken funktionieren im Großen und Ganzen und machen viele Stunden Spaß beim entdecken und beobachten. Es ist einfach ein Riesenvergnügen der Siedlung beim Wachsen zuzusehen und eben auch das eine oder andere mal sich dabei zurückzulehnen. Auf solch eine Art von Aufbausspaß haben wir PC-Spieler schon sehr lange warten müssen. Foundation hat auf jeden Fall Potenzial etwas ganz besonderes zu werden. Die Schritte dahin sind realistisch und definitiv machbar. Besonders überarbeitete und informativere Menüs würden dem Spielspaß schon sehr behilflich sein. Auch das bis jetzt noch nutzlose Militär sowie die nur zu Unterweltpreisen handelnden Nachbarn könnten ein bisschen mehr Relevanz und Einfluss bekommen.
Ist das Spiel im jetzigen Zustand 30€ wert? Jein… Ihr kriegt hier einfach kein Spiel, das 30€ wert ist. Wer aber an die Idee glaubt und die 30€ als Vertrauensbeweis und Investition betrachtet, der kann die Ausgabe deutlich besser für sich selbst rechtfertigen. Ich hätte dies ebenfalls nicht getan, wenn ich nicht davon überzeugt wäre, dass das Spiel auch zukünftig mehr zu bieten hat. Ich bin also vorsichtig optimistisch und bleibe weiterhin am Ball für euch und berichte, wenn es zu diesem Spiel etwas Neues gibt. Ansonsten kann ich nur sagen: Wenn euch bereits 10 – 20 Stunden eines frischen und innovativen Gameplays 30€ wert sind, dann schlagt bereits jetzt zu. Man kann im jetzigen Zustand locker 20 Stunden investieren, bis man alles bis zur Ausschöpfung erledigt oder gesehen hat. Eure Investition würde den Entwicklern sicher sehr helfen.
- Blick von der Oberstadt auf die Unterstadt
- Die Oberstadt trohnt dort oben auf dem Hügel
- Häuser…
- Häuser….
- Direkt hinter den Palisaden steht der hölzerne Soldatenturm
- Auf der letzten Insel mit Steinbrücke, nur zu erreichen, werden hier ein Kloster und das Lord-Anwesen entstehen