SteamPlay – Windows Games unter Linux
Neuigkeit!
Dass man Steam unter Linux nutzen kann, ist für viele Gamer nicht neu und keine wirkliche Nachricht. Über die Erscheinung des Linux-Clients wurde hier damals noch auf meinem alten Blog auch schon berichtet. Dieser läuft seit Jahren quasi problemlos und ist einfach installiert. Auf dem Steam für Linux können dann alle Titel aus der Bibliothek gespielt werden, die eine Linux-Version vom Entwickler spendiert bekommen haben. Bei vielen Titeln ist das schon der Fall. Von meinen etwa 600 Games sind knapp 300 auch Linux-tauglich. Zwar kaufe ich mir Spiele für Steam schon immer mit Rücksicht auf deren Linux-Tauglichkeit, dennoch finde ich die Zahl schon sehr beachtlich. Bei einigen Spielen ist eine native Linux-Version aber nur schwer möglich und auch eine Emulation ist nicht immer machbar. Gerade ältere Spiele bekommen keine Aufmerksamkeit mehr vom Entwickler (wenn es die denn überhaupt noch gibt). Also gerade ältere Spiele, die echten Klassiker, haben es auf Linux damit leider bisher schwer.
Neuigkeit?
Die wirkliche Nachricht ist allerdings, dass dank dem vor Kurzem eingeführtem SteamPlay nun auch Windows-Titel unter Linux gespielt werden können. Ok… ich bin ein bisschen spät dran mit diesem Artikel, also wirklich neu ist das deshalb doch nicht. Denn schon im August gab es wohl die ersten Titel mit SteamPlay-Unterstützung. Ob ein Spiel SteamPlay unterstütz, wird euch indes gleich beim Kauf mit den anderen Betriebssystemen angezeigt. Habt ihr ein Spiel bereits in der Bibliothek und es wird euch über SteamPlay auf Linux verfügbar gemacht, dann findet ihr den Hinweis darauf direkt neben dem „Spielen„-Button. Desweiteren bietet Steam experimentierfreudigen Linux-Gamern aber auch die Möglichkeit, SteamPlay selbst für alle Titel zu aktivieren, auch wenn diese nicht ausdrücklich dafür optimiert sind. Natürlich findet das dann ohne Gewähr statt, aber immerhin: So habt ihr die Möglichkeit einige alte Spiele, die sowieso keine offizielle Unterstützung mehr kriegen werden, auf eurem Lieblingssystem zu spielen. 🙂 Also warum sollte man sein Glück nicht mal probieren? Ich habe einige Spiele schon getestet. Leider mit einigen unspielbaren Ergebnissen. Allerdings auch mit einer ganzen Palette an neuen Spielen, die ich endlich auf meinem Linux-Laptop unterwegs spielen kann.
Ein paar getestete Spiele
funktioniert:
- Titan Quest: Anniversary Edition
- Roller Coaster Tycoon Deluxe
- Blitzkrieg 1 + Addons
Spiele, die (noch) nicht funktionieren:
- Anno 1404: nur schwarzer Bildschirm im Hauptmenü
- Anno 2070: Produktaktivierung klappt nicht
- Bulletstorm Full Clip Edition: crasht beim Start
- Call of Juarez Gunslinger: startet, leider Anzeigefehler
- Cuphead: crasht gleich bei Start, Prozess aufwendig zu killen über Task Manager
- Crysis 1 & 2: starten beide nicht
- Dishonored: startet, Performance aber mangelhaft
- ELEX: stürzt nach Intro ab
- Singularity: quasi spielbar, aber leider geringe framerate von unter 30fps
- They are Billions: startet nicht
- Risen 3: theoretisch spielbar, Performance leicht geschwächt, Anzeigefehler
- Risen 3 startet erst einmal ohne auffallende Anzeigefehler und wirkt spielbar.
- Nachdem ich einmal aus dem Spiel getabbt habe, war danach plötzlich der Boden auf ewig verschwunden.
- Das Spiel Titan Quest läuft nach einem kurzen Test ohne Probleme.
- Auch beim Heraustabben sind mir keine Anzeigefehler oder ähnliches aufgefallen.
- Blitzkrieg 1 funktioniert zu meinem Glück tadellos.
- Auch den Klassiker Roller Coaster Tycoon habe ich getestet.
Deutung der Ergebnisse
Die Anzahl an Problemen ist aktuell also noch großer als die Anzahl an funktionierenden Games. Das ist auf den ersten Blick ernüchternd, allerdings auch ganz normal. All diese Games wurden noch gar nicht optimiert für diese Methode. Es kann also durchaus sein, dass SteamPlay in der Zukunft ernster genommen wird und ist eventuell leichter für Entwickler umzusetzen als eine native Linux-Version. Zumal ich nichtmal weitere Anstrengungen vorgenommen habe, um die Games irgendwie doch zum Laufen zu kriegen. Es ist also möglich, dass es gewisse Tricks geben könnte, mit denen es dann doch klappt.
Zudem fehlen hier natürliche etliche Spiele, die bereits völlig problems unter Linux laufen. In den letzten Jahren fanden immer mehr größere Spiele-Franchises Einzug auf die Linux-Systeme. Spiele wie Metro 2033 & Metro Last Light, Alien: Isolation, Mad Max, CS:GO, L4D2, Dying Light, die neuen Tomb Raider Teile und noch viele weitere sind bereits auf Linux OHNE Experimentierfreudigkeit gut spielbar.
Ein weiteres mögliches Problem ist die fragwürdige Performance meiner R9 380 und den AMD-Linuxtreibern. Mit der nominell stärkeren Karte als meine damalige Nvidia GTX 580 habe ich unter Linux deutlich häufiger Performance-Engpässe und andere Unspielbarkeits-Phänomene, darunter häufige Anzeigefehler in 3D Games. Es kann sein, dass eine Nvidia-Karte, deren Linux-Treiber ich für deutlich ausgereifter halte als die von AMD, also zu durchaus besseren Ergebnissen führt. Mangels verfügbarer Hardware kann ich diesen Versuch aber leider nicht für euch machen.
Valve mag Linux
Der Blick in die Zukunft darf dennoch ein optimistischer sein. Valve nimmt Linux als Alternative im Gaming-Bereich durchaus sehr ernst. Diverse eigene Projekte und eben auch ein eigenes Steam-basiertes Linux hat Valve schon ins Leben gerufen. Wir können also davon ausgehen, dass in der Richtung zukünftig noch einiges passieren wird. Die Grundlagen sind ja bereits da. Es bleibt nur zu hoffen, dass die Spieleindustrie ebenfalls mitzieht. In diesem Sinne sind SteamPlay, SteamOS und Valve’s Linux-Sympathie ein gern gesehener erster Schritt in Richtung einer Unabhängigkeit von Microsoft. Bis dahin heißt es: fleißig weiter probieren. 😉